Milton Erickson

 

Geh den Weg des Nichtwissens. Er ist die Visitenkarte des Unbewussten. Lass alles Vorwissen fahren und sage: Ich weiß nicht, und ich bin daran interessiert, es herauszufinden.

 

Milton Erickson

 

Erickson (1901-1980) war ein amerikanischer Psychiater. Er gilt als der Begründer der modernen Hypnotherapie

.Er erkrankte in seiner Jugend schwer an Kinderlähmung. Nach 3 Tagen Bewusstlosigkeit war er zunächst vollständig gelähmt. 

Auf der elterlichen Farm aufwachsend, wurde er tagsüber in einen Schaukelstuhl gesetzt.

Im Zimmer nahm er die Geräusche von aussen wahr, während seine Familie mit der Ernte beschäftigt war. Gerne wollte er dabei zusehen, befand sich aber abseits vom Fenster.

Es gelang ihm, durch seine Vorstellungskraft den Schaukelstuhl in Bewegung zu versetzen, so dass er sich langsam zum Fenster hin bewegte, wo er an der Geschäftigkeit der Familie teilhaben konnte.

Wie er in späteren Jahren berichtete, erweckte diese Erfahrung sein Interesse an Trancezuständen, wodurch es ihm gelang, seine aussichtslos erscheinende Situation besser zu bewältigen und schliesslich seine Muskelfunktion entscheidend zu verbessern.

Schliesslich war er sogar in der Lage, alleine eine Kanutour über 1200 km auf dem Mississippi zu bewältigen.

Diese Erfahrungen mit der eigenen mentalen Stärke waren prägend für seinen weiteren Werdegang.

Sie sind die Grundlage eines Kernelements seiner Hypno- und Psychotherapie:

Nutze ALLES, was ein Klient an Erfahrungen, Emotionen, Glaubenssätzen, Symptomen oder Problemen (sog. Ressourcen) mit sich bringt, um über das Unbewusste einen Weg zur Veränderung zu finden.

Dies wird in der hypnotherapeutischen Theorie als Utilisation (dt. Nutzbarmachung) bezeichnet.

Virginia Wolff´s Romantitel: „Wenn Dir das Leben eine Zitrone gibt, mach Limonade daraus“ bringt dieses Prinzip humorvoll auf den Punkt.

Das Problem bzw. das Symptom wird somit als Brücke zur Lösung aufgefasst und genutzt.

 

Erickson nutzte diese Zeit der Bewegungsunfähigkeit auch, um zwischenmenschliche Kommunikation intensiv zu studieren. Auch diese Erfahrungen konnte er später in seine innovativen Hypnosetechniken einbringen. Richard Bandler und John Grinder analysierten seine therapeutischen Kommunikationsmuster (neben denen anderer bedeutender Therapeuten seiner Zeit) und entwickelten daraus das Neurolinguistische Programmieren (NLP), das auch unter Laien

breite Anwendung fand.

 

Ericksons Arbeit unterscheidet sich wesentlich von der klassischen Hypnose.

An die Stelle des autoritären Befehlstones tritt die Einladung: So kann das Unterbewusstsein prüfen, welcher Weg gangbar ist. Widerstände können somit vermieden werden.

Hierbei wird der/die KlientIn als einzigartiges Individuum wahrgenommen. Somit bestimmt er/sie quasi als „Experte für sich selbst“ das strategische Vorgehen. Der/die TherapeuIn fungiert hierbei als eine Art „Guide“ oder „Kellner“, der/die ein Menü von Möglichkeiten oder Perspektiven anbietet. 

 

Nach seinem Studium der Medizin und Psychologie approbierte er als Facharzt für Psychiatrie.

Mehrere Jahre bekleidete er eine Professur für Psychiatrie an der Universität von Detroit, Michigan.

Später betrieb er eine Praxis in Phoenix, Arizona.

 

1957 erkrankte er am Post-Polio-Syndrom und war zunehmend in seinen Bewegungen eingeschränkt. Dennoch setzte er seine therapeutische und wissenschaftliche Arbeit fort.

Er gründete die Amerikanische Gesellschaft für klinische Hypnose und hatte grossen Einfluss auf andere Therapeuten seiner Zeit und die nachfolgenden Generationen.